Interview mit Karen Mulleners, ehemalige Juniorprofessorin für Strömungsmechanik

Karen Mulleners, Jahrgang 1983, stammt aus Tongeren in Belgien. Sie hat an der Technischen Universität Eindhoven, Niederlande, Angewandte Physik studiert. Von 2006 bis 2010 arbeitete Karen Mulleners als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen. 2010 wurde sie an der Fakultät für Maschinenbau der Leibniz Universität Hannover zur Dr.-Ing. promoviert. Von März 2012 bis Dezember 2014 war Dr.-Ing. Karen Mulleners Juniorprofessorin für Strömungsmechanik am Institut für Turbomaschinen und Fluiddynamik (TFD) der Leibniz Universität Hannover.

"Strömungsmechanik ist überall - sie hat mich deshalb von Anfang an fasziniert!"

Frau Prof. Mulleners, wo haben Sie studiert? Und wie sind Sie zum Maschinenbau gekommen?

Ich habe nicht Maschinenbau, sondern Physik studiert. Genaugenommen habe ich mit Mathematik begonnen. Das war an einer kleinen Universität, die Fächer wurden dort in Studienjahren gelehrt. Das erste Jahr habe ich Mathematik studiert. Doch ich wollte die Mathematik auf praktische Probleme anwenden - also habe ich mit Physik weitergemacht und dieses Studium 2006 mit dem Master of Science (M.Sc.) an der TU Eindhoven abgeschlossen. Danach war ich in Göttingen am DLR als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Da mein dortiger Abteilungsleiter auch Professor an der Fakultät für Maschinenbau in Hannover war, habe ich bei ihm im Maschinenbau promoviert. Das bot sich einfach an.

Ihr Spezialgebiet in Forschung und Lehre ist die Strömungsmechanik. Sie erforschen u.a. komplexe Strömungen und die Wirbeldynamik an Schlagflügeln und Rotorblättern von Windenergieanlagen. Was begeistert Sie an dieser Fachrichtung innerhalb des Maschinenbaus?

Strömungsmechanik ist überall - sie hat mich deshalb von Anfang an fasziniert! Mich reizt die Mischung aus Theorie und Praxis: Ich betreibe Grundlagenforschung, deren Erkenntnisse dazu beitragen, dass konkrete technische Anwendungen in Anlagen verbessert werden können. Da warten weitere Herausforderungen — denn in der Strömungsmechanik sind längst noch nicht alle Phänomene vollständig erforscht.

Erlebten Sie während Ihres Studiums Besonderheiten, weil Sie als Frau Physik und Technik studierten? Beides sind Bereiche, in denen Frauen als Studierende und Professorinnen noch unterrepräsentiert sind.

Maschinenbau ist wirklich noch eine Männerdomäne. Das heißt aber nicht, dass das Fach nur für Männer geeignet ist! Im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt, dass Diversität in jedem Fachbereich ein wichtiger Erfolgsfaktor ist.

"Ich bin davon überzeugt, dass Diversität in jedem Fachbereich ein wichtiger Erfolgsfaktor ist."

Welche Tipps haben Sie für den Forschungsnachwuchs im Maschinenbau? Was sollte Schüler/innen, Studierende und Doktorand/inn/en auszeichnen? Welche Kompetenzen sollten sie entwickeln, um später im Maschinenbau erfolgreich zu sein?

Sie sollten sowohl über kritisches als auch logisches Denkvermögen verfügen. Und Frauen sollten sich ein "dickes Fell" zulegen und sich Verbündete suchen. Netzwerken ist wichtig.

Was zeichnet eine Persönlichkeit aus, welche Eigenschaften sollte sie mitbringen, um es bis zur erfolgreichen Maschinenbau-Professorin zu schaffen?

Fragen Sie mich das bitte noch einmal, wenn ich es zur W2- oder sogar zur W3-Professorin geschafft habe!

Gibt es Zeit für Hobbys? Was macht die Juniorprofessorin für Strömungsmechanik, wenn sie nicht gerade im Maschinenbau forscht und lehrt?

Ich habe früher aktiv Handball gespielt.

"Maschinenbau ist wirklich noch eine Männerdomäne. Das heißt aber nicht, dass das Fach nur für Männer geeignet ist! Im Gegenteil."

Das Interview führte Andrea Kleeß M.A. im März 2014.